Dieser Bericht ist der 1:1 Übertrag meines während des Trekks geführten Tagebuchs. Ich werde lediglich völlig private Dinge auslassen oder unverständliches erklären [in eckigen Klammern]. Viel Spaß beim Lesen, vielleicht juckt es den ein oder anderen ja dann in den Beinen!
Kleine Vorgeschichte: Ich leiste derzeit Zivildienst bei der Diakonie Landshut, und mich überkam im Frühjahr (nach 8 Monaten ohne Urlaub) der Drang, meinen Körper wieder einmal dem Martyrium eines Trekks zu unterwerfen. Also gewann ich meinen Kumpel Bernhard G. aus La. (vormals Se.) für meine (noch nicht existierenden) Pläne. Warm und trocken, soviel baten wir uns aber schon aus, was die Ziele bereits stark einschränkte. Des weiteren waren, angesichts des Zivisolds, sämtliche Kosten zu minimieren. So landeten wir recht bald bei Last Minute, und hier ist Mallorca einfach unschlagbar - wir fanden z.B. ein Angebot für (!) 94.-DM Hin - und Rückflug ! Leider hatten wir den Urlaub bereits für eine Woche später beantragt, und so buchten wir schließlich einen Flug für 260.-DM - was immer noch fast geschenkt ist. Und so fliegen also zwei rauh aussehende Gesellen mit riesigen (Dana Design!!!) Rucksäcken um 21.00 h am Samstag, den 8.April 2000, vom Flughafen Franz Josef Strauß im Erdinger Moos ab. Hier beginnt nun eine seltsame Saga von Mut, Dummheit und verdammt viel Glück:
9.4.: Nachdem ich gestern zu müde war (vor 4 Std.!) fange ich eben mit einem Rückblick an: Der Flug war wie ich es mir von einem Last Minute Flug erwartet habe: eng, greislige [für Preißn: häßliche ;o)] Stewardessen, kaum Service und ein [völlig] unerfahrener Pilot - egal; wir sind so gegen 24.00 h aus dem Flughafen [Palma de Mallorca] raus und haben gleich mal nicht gewusst, wohin. Erst als der Bus [den wir hätten nehmen müssen] abfuhr, haben wir uns dann schlau gemacht. Zum Glück fuhr der nächste Bus nur eine halbe Std. später. Genug Zeit [für Berni] noch Wasser zu fassen und endlich Peseten zu besorgen, was mir auch an einem Geldautomaten gelang. Kurz darauf erstes Zusammentreffen mit den Einheimischen: witzig [und gruselig], was um 1 Uhr morgens so im Flughafenbus unterwegs ist. Im Vorbeifahren seh' ich noch den Bahnhof [unser Ziel für den nächsten Morgen!] - nochmal nachgefragt und bei nächster Gelegenheit ausgestiegen. Eigentlich wollten wir nur einen Fahrplan, den wir nicht gefunden haben, aber direkt neben dem Bahnhof wird gerade ein neuer Park angelegt, und während wir mehr in Richtung Bahnhof guckten - die Offenbarung: hinter einer Kuppe, recht geschützt - zwei Parkbänke [die von uns bald "Kifferbankerl" getauft wurden, da sie im Abstand von 1/2 m einander zugewandt so versteckt im Stadtpark rumstanden], perfekt ausgerichtet; kurz und gut - einfach ideal! Nach näherer Untersuchung der Lokalität (nachdem wir uns gefragt hatten, warum das Gras [auf den Hügeln ;o)] so nass ist) haben wir festgestellt, dass rundum alles vermint ist - mit Rasensprengern! Egal, wir sind nicht mehr umgezogen [No Risk, no Fun!!!], und sind mit der bangen Frage eingeschlafen, wie wir morgen aufwachen: nass? beraubt?? gar nicht mehr??? Wir leben noch! [Und gefehlt hat auch nix, aber richtig geschlafen haben wir eh nicht - was verständlich ist....] Berni hat mich geweckt [es ist ca. 5.30 h], nachdem er von einem sanften Sprühregen aus einem der [auf Hochtouren laufenden - und das während einer der schlimmsten
Trockenperioden, die Mallorca ertragen musste!] Sprenger "wachgeküsst" wurde. Wir sind geflüchtet - dahin [im Park] wo uns kein Sprenger erreicht hat und haben gepackt, und ich habe begonnen, diesen [Expeditions- ;o)] Bericht zu schreiben!
Es ist jetzt ca. 8.45 h [des selben Tages - 9.4.] und ich sitze auf einer Parkbank an der alten Stadtmauer von Palma. Eigentlich wollten wir jetzt fast in Sollér sein, aber wir waren zu dumm bzw. zu schüchtern / des Spanischen nicht mächtig, um in Erfahrung zu bringen, daß es zwei Bahnhöfe [fast] direkt nebeneinander gibt [es gibt auf "Malle" nur 2 Bahnlinien, die eine recht modern nach Inca (Inselbahn), die andere eine Schmalspur - Bimmelbahn von 1913 oder so, genannt der Rote Blitz - keine Ahnung wieso, weder ist der Zug rot, noch geht er ab wie Sau - die nach Sollér geht - unser Ausgangspunkt für den Trek.]. So sind wir gut 30 Min. auf dem Bahnhof der Inselbahn gesessen und warteten auf den Zug nach Sollér. Erst als der Zugführer des Inselbahnzugs um 8.00 h losfahren wollte, wurde es mir zu dumm und ich habe nachgefragt - mit zunächst unklarem Ergebnis - ich dachte, er deute auf die Busse auf der Straße, dabei meinte er den anderen Bahnhof auf der anderen Straßenseite! [Spätestens hier wurde mir klar, dass "Malle" keineswegs in deutscher Hand ist, ganz zu schweigen davon, dass hier alles und jeder Deutsch spricht, die meisten Mallorquiner sprechen nicht einmal Englisch] Bis wir gecheckt hatten, was er meinte, war der 8.00 h Zug [nach Sollér] weg und wir müssen auf den Touristenzug um 10.40 h warten! Wir sind jetzt quer durch die Stadt gelatscht, ohne Plan und Ziel und sind unterhalb der [bekannten] Kathedrale in einem kleinen Park (man beachte die Parallele!) gestrandet. Die Temperatur ist so ca. 15° C und von allen Seiten ziehen Wolken auf... Schau' ma moi! Berni ist voll fertig und ist schon wieder eingeschlafen, glaub ich - auf einer Steinplatte in der Sonne [grins]. Hoffentlich bleibt das Wetter gut; es ist nicht so warm (ohne Sonne) und der Chill durch den doch heftigen Wind ist nicht zu vernachlässigen! Wir werden sehen, ob und wie wir heute noch nach Sollér und/oder weiter kommen. Und die Brennstofffrage ist noch immer nicht geklärt, zumal heute Sonntag ist. [Ich bevorzuge Gas, warum wird man noch sehen, aber Kartuschen darf man eben nicht mit ins Flugzeug nehmen; zum Glück hab' ich so einen super Kocher, der sowohl als auch verbrennt! So rechneten wir quasi schon mit Benzin, und schließlich gibt's doch überall Tankstellen....] Wir spekulieren auf eine Tanke in Sollér. Mal sehen.
Oh mein Gott! Was für ein Tag! - Also, auf dem Weg vom Park zum Bahnhof hat uns eine "mittelalterliche" Deutsche mit einer abenteuerlichen Geschichte um ein paar Peseten angebettelt; dumm wie wir sind, haben wir ihr geglaubt und sind jetzt 400 Peseten ärmer. Wir sind dann grübelnder Weise zum richtigen Bahnhof, um festzustellen, dass der Touri-Zug um 10.40 Uhr mehr als doppelt so teuer ist als alle anderen [Dummheit muß ja bekanntlich bestraft werden...]! Egal, wir mussten nach Sollér, und zwar schnell! Nach einer schier endlosen Fahrt (die Zeit vergeht hier sehr langsam!) kamen wir endlich in Sollér an. Wir machten uns auf die Suche nach einer Tanke, aber jeder, den wir fragten, sagte uns etwas anderes. Bei der Gelegenheit habe ich mein Camelbag (Trinksystem) [ich habe nur den billigen Nachbau vom Globetrotter für 20 DM, aber der war super!!] ausprobiert und war echt positiv überrascht. Nachdem wir Sollér Länge x Breite x Höhe durchquert hatten, fanden wir endlich die Tanke - geschlossen natürlich! Zum Glück konnte man dort auch an einem Automaten tanken und - tada!- Brennstoff! O. K., wir sind dann nach einem kleinen Imbiss (inklusive "Pico de Soundso" aus Marzipan [der war ungelogen 1/2 kg schwer!] - ich hab immer noch die Hälfte...) und genauer Checkung der Karte los Richtung L'Ofre auf dem alten gepflasterten Pilgerweg mit 100 Windungen (es sind garantiert mehr) die ersten 800 Höhenmeter (in ca. 4 Stunden) [so mal kurz zum Eingehen...] aufgestiegen: Die Landschaft grandios, überall reife Orangen und Zitronen und das ganze Tal terrassiert - wie in Südamerika. Berni gehts nicht gut, er klagt über Bauchweh, ich denke es ist Übernächtigung und Überanstrengung.
Bei mir ist alles bestens, mit Berni habe ich endlich einen Partner mit gleicher Gehgeschwindigkeit gefunden. Das Trinksystem ist echt praktisch, und wir spielen "Tankflugzeug" [bedeutet: Berni trinkt während wir gehen aus meinem Camelbag - ein nicht ganz unproblematisches Unterfangen], obwohl am Wegesrand immer wieder Wasserhähne zu finden sind. Habe wieder viel fotografiert, hoffe, es werden alle Aufnahmen was. Der Weg an sich abwechslungsreich, bergan und gut warm. Er nahm kein Ende [hat er dann doch..]. Wetter eigentlich perfekt zum Gehen, ab und zu Wolken - leichter Wind, Sonne. Schön, einfach schön!
Eigentlich wussten wir nicht, wo und wie wir pennen würden. Am Ende des Pilgerweges liegt die Finca de l'Ofre. Berni geht's nicht besser und wir beschließen, auf einer kleinen Kuppe zu übernachten. Da die Finca in Sichtweite lag, schob Berni (eventuell berechtigt) Panik wegen "Pennens auf verbotenem Grund". Ich bin dann los, um zu fragen. Der Typ verstand leider nur Spanisch, und so versuchte ich mit Händen und Füßen [und meinem kleinen Langenscheidt], ihm unser Begehr zu erläutern, er meinte jedoch: "No, hablagablask - aqua - digablakhabla..! Ich bedankte mich und interpretierte es als Aufforderung zum Verschwinden. Berni ging es inzwischen immer schlechter und auf die Suggestion hin, es könnte auch Hunger sein, bauten wir uns einen Powerbar Harvest Apfel ein [Bin ich voll Fan von!].
So gestärkt, machten wir uns erneut auf den Weg, um ca. 500 m weiter ein (auch schönes) Plätzchen für die Nacht zu finden. Wir stellten das Zelt auf, und Berni fiel rein wie tot. Von da ab machte ich mir echt Sorgen. Als er dann nach dem Einrichten auch noch meinte, wir sollten heute Abend besser nicht kochen [unser Berni!!] - weia! ...
So haben wir uns nur je 1 Scheibe Brot (lecker!) und Wurst (auch lecker) einverleibt. Danach fertigmachen fürs Bett, und ich fange an zu schreiben. Berni ist schon fast eingepennt, als ihm die Idee kommt, er könnte noch ein Aspirin nehmen, und 2 Minuten später - kaum noch Bauchweh! Schau mer mal, was morgen kommt.
[Inzwischen ist es der 11.4., wir sind auf dem Campingplatz in Lluch, aber es wir schon wieder dunkel und ich bringe nur 2 Zeilen fertig] Ich hab' gestern echt keinen Bock mehr gehabt, zu schreiben. Wir sind aufgestanden und sind hoch zum Pass.
[12.4., im Torrente de Parais, es gilt die Ereignisse von 3 Tagen aufzuschreiben!] Gestern wurde es zu dunkel zum Schreiben und wir hatten heute Großes vor. Ich mache da weiter, wo ich gestern aufgehört habe, also vorgestern, beim Überschreiten des Passes. Wir sind den breiten Fahrweg dann weiter runter zum Stausee [von Cuber], begegneten ca. alle 5 Minuten einer Wandergruppe von Pensionisten... um den Stausee herum (toller Blick auf die Radarkuppeln auf dem Puig Major) und erreichten so die C 710. Ein kurzes Stück später liegt ein Picknick-Platz auf dem wir Mittag machten; Berni und ich verteidigten unser Mahl heldenhaft gegen zwei Schafe und ihre Jungen. Als wir uns wieder auf den Weg machten, dachten wir, es wäre alles klar und gingen los, immer entlang der Wasserrinne... nur leider auf der falschen Seite, wie wir bald darauf feststellen mussten. Also rüber über das Ding; ich schwinge mich rittlings drauf, bekomme mit dem 20 kg schweren Rucksack Übergewicht nach vorne und rolle schön langsam über die Weichteile ab... autsch! Bald darauf geht´s weiter auf dem jetzt bestens erkennbaren und begehbaren Weg, und wir konnten bald darauf einen Blick auf den nur noch zu 1/6 gefüllten [Die Dürre muß echt heftig gewesen sein] Gorg Blau werfen, sehr seltsamer Anblick.
Das Wetter war eigentlich bisher ganz gut gewesen (es hatte ja die ganze Nacht geregnet), aber als wir zum Sattel Richtung Masanella einbogen, begann es zu regnen; erst leicht, dann immer heftiger. Oben auf dem Sattel erinnere ich mich, dass irgendwo in der Nähe das Refugio Tossals Verts liegt. Leider liegt das Refugio ca. 3 km hinter dem Bergrücken in der verkehrten Richtung. Bei einer kurzen Regenpause beschließen wir doch, mal auf der Karte nachzusehen - upsy! Ich blättere resigniert im Führer (danke dafür, Oma!) und entdecke dabei eine geniale Tour, die uns entlang eines alten Aquädukts führt. Von da an war das Wetter akzeptabel und wir wanderten frohen Mutes [Diese Route ist echt genial, man wandert auf einem 1m breiten Weg, immer auf gleicher Höhe um den Steilhang herum, mit grandioser Aussicht und Wasserhähnen - perfekt!]. Als wir jedoch den Berg auf der anderen Seite absteigen, beginnt es wieder zu regnen und es steigert sich bis zu einem Hagelschauer. Wir stellen uns unter einen Baum und warten das Ende ab, welches bald darauf auch schon erreicht war. Wunderbar durchnässt wandern wir noch etwas weiter; ich hatte uns einen Picknickplatz als Tagesziel ausgesucht, den wir bald darauf erreichten. Leider war die dortige bewirtschaftete Imbissstube nicht auf der Karte verzeichnet, und auch hier wollte man uns nicht erlauben, zu campen. Nass wie wir waren, schlichen wir noch 100 hm höher und fanden dort noch ein recht schönes Plätzchen; die Sonne schien, wir trockneten unsere Sachen und kochten. Hierbei mussten wir feststellen, dass mein Kocher wohl nicht so gut mit dem Zeug aus der Tankstelle aus Sollér kompatibel ist [er rußte und spotzte wie noch nie, also ob er mit Erdöl liefe..]. Nach einiger Zeit gelang es uns dennoch das Essen warm zu machen, und wir aßen mit großem Appetit. Alsbald gingen wir schlafen und verbrachten eine ruhige Nacht.
[10.4.]Wir standen auf, packten und es begann zu regnen. Nach halbstündigem Hin und Her [raus ausm Zelt, rein ins Zelt...] machten wir uns auf den Weg und erreichten bald darauf den Sattel, von dem aus der Weg auf die Masanella abzweigt. Wir versteckten unsere Rucksäcke im Unterholz und machten uns auf den Weg. Bald darauf erreichten wir den Gipfel, jedoch bei gemischtem Wetter, und blieben deshalb nur fürs Foto. Kurze Zeit später waren wir wieder bei unseren Rucksäcken und machten Mittag. Am Nachmittag stiegen wir nach Lluch ab und fanden uns in einem von den Touristen überrannten Kloster wieder, wo wir Brot und Obst, Süßes und Limo bekamen. Wir quartierten uns auf dem Campingplatz ein, wuschen uns, kochten und gingen früh zu Bett, da es schon relativ spät war.
[11.4.]Wir hatten den Wecker auf 6.30 h gestellt und standen gegen 7.00 h auf, nachdem uns die ganze Nacht eine Herde Schafe - jedes einzelne mit einer Glocke - genervt hatte. Wir machten uns auf den Weg, der im Malle-Führer vom Alpenverein stand [um nicht 7 km Straße laufen zu müssen, wie in meinem Rother - Führer beschrieben], den Berni ausgeliehen hatte - und fanden weder Weg noch Ziel. Wir kamen schließlich an ein Tor, an dem ein Guard de Caza [Jagdaufseher] stand, der [da auch er nur Spanisch verstand, und anscheinend immer nur "Torrente Parais" verstand] uns freundlicherweise den - für uns leider falschen - Weg ins Tal hinunter zum Torrente de Lluch fuhr. Im Führer stand: "Für passionierte Tourengeher ..." - na gut, geht scho, dachten wir uns, bedankten uns und wanderten die letzten 3 km zum Torrente de Lluch.
[Kurze Erklärung: Torrente heißt Schlucht, und der Torrente de Parais ist Europas zweitgrößter Naturcanyon; die Seitenwände fallen bis zu 300m senkrecht in den Canyon ab, alles in allem wirklich sehr Eindrucksvoll, und gehtechnisch kein Kinderspiel, und mit Wochengepäck schon gleich 3 mal nicht! Wer einmal nach Mallorca kommt, muß sich das wirklich anschauen!]
Zunächst ganz gemütlich, dann immer steiler und tiefer und unwegsamer marschierten wir im trockenen Bachbett voran, bis wir an einen 3 m Abbruch kamen [inzwischen waren wir wirklich in einer Schlucht mit senkrechten Seitenwänden], den wir nach einigem Tüfteln abklettern konnten [eine geile Aktion, echt wahr!] und die Rucksäcke mit meiner 6 m Reepschnur (3 mm) abseilten. Kurz darauf - noch voller Euphorie ob der vollbrachten Leistung - standen wir vor unserer Nemesis: ein 10 m Abbruch, der nur durch Abseilen zu überwinden war. Trotz emsigem Suchens fanden wir hier keine Möglichkeit, die moosbewachsenen feuchten Felswände hinunter zu klettern und so zogen wir uns resignierend über die erste "Action-Stelle" zurück. Um nicht den ganzen Weg bis Lluch zurückgehen zu müssen, schlugen wir uns bei der ersten Möglichkeit in quer durch dieBüsche und erstiegen ein flacheres Paralleltal zum Torrente de Lluch. Oben auf dem Sattel konnten wir uns dann recht gut orientieren und querten (recht mühsam) [scheiß Dißgras!] einen weiteren Hang und stolperten dabei - ganz unvermittelt - auf den Abstiegsweg zum Torrente de Parais, unserem eigentlichen Ziel. Unten angekommen beschlossen wir, die Nacht im Canyon zu verbringen und erkundeten - ohne Gepäck - nochmals den Torrente de Lluch, diesmal aber von der anderen Seite. Dabei stellten wir fest, dass wir wirklich "nur" an dem 10 m Abbruch gescheitert waren, da wir wieder auf diesen trafen, nur diesmal von der anderen Seite. Wir kehrten zum Depot zurück, und ich begann die Erlebnisse der letzten Tage aufzuschreiben, während Berni weiter stromabwärts Erkundigungen machte. Er kam bald darauf zurück und erklärte, er habe einen besseren Lagerplatz entdeckt, und so packten wir wieder ein [ich hatte mich schon fast häuslich eingerichtet, und war dann etwas genervt - Sorry Berni!] und zogen um. Der Platz [S'Entreforc] war auch wirklich sehr schön, von der Szenerie her kaum zu überbieten.
Nur leider pfiff der Wind etwas extrem durch den Canyon, und so beschlossen wir, erst einmal zu kochen, was uns in einer kleinen Nische dann auch gelang. Da dort der Wind nicht so extrem war, verlegten wir kurzerhand unser Lager ein drittes Mal, diesmal endgültig [in die Nische]. Unser Abendspaziergang in den Gorg Blau war nicht allzu lang und so gingen wir bald zu Bett.
[12.4.]Eine wunderbare Nacht; wunderbar weich [die Nische war mir Stroh ausgelegt gewesen, keine Ahnung warum!] und trocken mit einmaligem Ambiente [genau am Zusammenfluß der 2 Schluchten]. Ich habe zum ersten Mal seit der gesamten Tour richtig gut geschlafen, Berni so schlecht wie noch nie, sagt er. Wir lassen uns Zeit und die Dinge auf uns zukommen. Als wir gegen 10 Uhr aufbrechen, geht es gut voran, jedoch geht unser Wasservorrat mehr und mehr zur Neige, und wir hoffen auf die Quelle Degotís. Die meisten Schlüsselstellen können wir mit Rucksäcken abklettern, was die Aktion beschleunigt. Wir erreichen den Strand von Calobra in einer Rekordzeit von unter 3 Stunden [3 Stunden werden im Führer als Mindestzeit mit Tagesgepäck angegeben!] und tauchen in die "herum-ameisenden" Touristenmassen ein [es ist ein echter Schock, nach 2 Tagen fast ohne Mensch und Infrastruktur]. Wir bleiben nur für ein bisschen Sonne, Eiscreme und Cola und machen uns gegen 3 Uhr auf den Weg über den Sattel nach Cala Tuent [von wo ab der nächste Wanderweg zurück nach Sollér führt]. Oben - neben der Kirche auf dem Sattel - sehen wir den "Way to go": 3 km Teer-serpentinen steil bergab. Missmutig gehen wir los und nach 10 bis 20 m will uns ein Auto passieren. Ich halte mehr beiläufig den Daumen raus - und tada! - gleich das erste Auto hält und ein junges deutsches Wandererpärchen nimmt uns mit hinunter [Danke nochmal!]. Es stellt sich heraus, dass uns die Beiden bei unserer Regentour nach Tossals Verts bereits begegnet waren - wie ist die Welt doch klein...
Die Beiden wollen an ihrem letzten Tag noch eine kleine Wanderung entlang unseres Rückwegs machen. Wir hingegen wollen uns aber zuvor noch ein gutes Essen ohne Benzinruß genehmigen und gehen in ein gemütliches Spezialitätenlokal direkt am Wegbeginn. Leider ist die Küche nur mittags offen und da es doch schon halb Fünf ist, bleiben wir nur für den Ausblick und ein Glas Wasser. Die Wasservorräte aufgefrischt, machen wir uns erneut auf den Weg. Erinnerungen an meine Schwedentouren kommen hoch, so sanft zieht sich der Pfad durch die Kiefernwälder den Hügel hinauf. Auf einer kleinen Lichtung treffen wir dann unser Pärchen nochmal an und nach einem Plausch kehren die Beiden zu ihrem Auto zurück, und wir schlagen unser Lager auf. Nach einem echt guten Essen (Wantan von Maggi!) und einem schönen Sonnenuntergang legen wir uns ab.
[13.4.]Ruhige Nacht, und wir machen uns schon bald auf unsere letzte Etappe. Malerisch an der Küste entlang, über einen Pass und hinab zu einer Finca. Dort genießen wir frisch gepressten O-Saft (brrr!) [Mann, war der sauer und gut!] und Kuchen [Super Lecker, gell, Berni?!!]. Wir steigen den letzten Hang hinauf und relaxen dann nochmals zwei Stunden im Schatten [Weil wir nicht eher als nötig wieder in Sollér oder gar in Palma sein wollten]... Cool! Das letzte Stück zieht sich dann doch und langsam bin ich wirklich fertig...
Wir kommen auf einen Parkplatz direkt an der C 710, 500 hm über Sollér hinaus. Wir beschließen, erst einmal das Essen von gestern nachzuholen und setzen uns auf die Terrasse des dortigen Restaurants. Wir bestellen beide Fisch, der jedoch bei dem anhaltenden Wind innerhalb von 5 Minuten kalt wird [die Kellnerin hatte wohl doch recht...], aber dennoch vorzüglich schmeckt. Nach dem Essen versuchen wir per Anhalter hinunter nach Sollér zu kommen, und prompt nimmt uns (wieder) ein junges deutsches Pärchen mit [ein halsbrecherischer Lift war das!]. Wir lungern noch eine halbe Stunde auf dem Marktplatz von Sollér herum und fahren schließlich mit dem letzten Zug zurück nach Palma, und zwar erster Klasse, obwohl wir nur zweite Klasse gezahlt haben. Aber das stört weder uns, noch den Schaffner. In Palma angekommen, werden wir von lauten Soundchecks auf die große Verkehrsinsel vor dem Bahnhof gelockt, wo in der Zwischenzeit eine Bühne errichtet worden war. Eine Art Volksbegehren, soweit ich verstand, war im Gange, und die Bands (wir hören an diesem Abend 3 verschiedene, von Rock bis Ska!) sorgen für Publikum. Somit war unser Abendprogramm klar, und nach ein bißchen Junkfood machen wir es uns gemütlich und genießen die Show. Erst als gegen halb 12 Uhr nachts die Bands aufhören zu spielen, gehen wir zu unserer altbekannten Parkbank zurück und legen uns nach längerem Palaver schlafen.
[14.4] Ich hab' die Nacht kein Auge zugetan und entsprechend ist meine Laune. Während mein Zynismus immer neue und höhere Kapriolen schlägt, machen wir uns an unsere nächste Odyssee quer durch Palma. Nach einem Kaffee und einer Aspirintablette verbessert sich meine Stimmung erheblich, jedoch verschärfen sich meine Kommentare und mein Fränkisch [wir haben aus irgendeinem Grund auf der Tour begonnen, fränkischen Dialekt zu Sprechen, und den bin ich bis heute nicht ganz los...] weiter.
So herumblödelnd, einkaufend und essend bringen wir schließlich die Zeit bis zum Flughafentransfer herum. Wir checken bald ein, und kaufen für unsere letzten Peseten noch was zu trinken. Berni bringt seine bis auf 5 weg, die er dann in eine Sammelbox der Templer [???!!!] wirft. Ich habe noch gute 120 oder so, und wir beschließen, uns eine Zeitung zu kaufen. Wir gehen in einen Kiosk - uns fehlen 5 Pts. für eine Süddeutsche! [toll, Berni, jetzt kaufen sich die Templer die Zeitung *grins*] Aber da ich mich schon immer auf mein Glück verlassen konnte, beschließe ich, nicht die Bild zu kaufen sondern einfach irgendwo 5 Pts. zu finden! Und tatsächlich, keine 2 Min. später finde ich ein 100 Pts. Stück! Glücklich setzen wir uns mit der Süddeutschen in die Wartehalle, lesen vom Sturzflug des DAX und fliegen wenig später heim.
Zum Ende dieser Reise möchte ich mich bei Berni für meine Eigenheiten [mein Gemecker usw.] entschuldigen, und hoffe, daß er wenigstens etwas Spaß diese Woche über hatte [ich hatte ihn auf jeden Fall, und ich denke er auch ;o)]
Werter Leser, der Du bis hier her durchgehalten hast, ich hoffe, Dich mit Kurzweil unterhalten und Dir einen kleinen Einblick in unsere viel zu kurze Tour ermöglicht zu haben. Solltest Du noch Fragen haben so wende Dich vertrauensvoll an mich, ich freu' mich über jedes Feedback!
Niq43@gmx.de
Wer Details über die Strecke erfahren will, soll sich den Rother - Wanderführer Mallorca von Rolf Goetz ansehen, den wir auch dabei hatten. Die gesamte Strecke (bis auf den "Ausflug" in den Torrente de Lluch) setzt sich aus Tagestouren aus dem Führer zusammen, die wir zwar manchmal entgegengesetzt gegangen sind, aber trotzdem gut gefunden und befunden haben. Diese wären der Reihe nach: Sollér - Stausee Cuber: Tour 24 (entgegengesetzt); Stausee - Sattel der Masanella: Tour 26; Masanella - Kloster de Lluch: Tour 36 (entgegengesetzt); Lluch - Torrente de Parais: nicht beschrieben, es sind ca. 7km Entlang der C710 (Trampen?!) oder Ihr nehmt unsere Route (nicht zu empfehlen *grinsl*) oder wirklich durch den Torrente de Lluch (Seil nicht vergessen!); Torrente de Parais - Sa Calobra: Tour 30; Sa Calobra - Sollér: Tour 23 (entgegengesetzt) Die letzten Hm könnt Ihr Euch sparen, wenn Ihr die C710 hinuntertrampt.
Viel Spaß!!
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