Vorgeschichte: Das Problem bei Projektarbeit, sind wir doch mal ehrlich, ist ein sich bisweilen schnell ändernder Zeitplan. Und dann soll man einen Urlaub mindestens 3 Monate im Voraus buchen? Klarer Fall: Iss nich.

Die Zeit war also knapp und es wurde mal Zeit für einen Flug über den großen Teich. Heike hatte einige Jahre zuvor schon eine Tour mit Trekamerica gemacht. Also ab ins Netz und losgesurft.

Das Konzept dahinter muss man allerdings mögen: 10-14 Leute aus aller Welt zwischen 18 und 38 Jahre alt reisen gemeinsam in einem Van. Das Fahren übernimmt ein Tourguide, der sich auch um die ganze Organisation unterwegs kümmert - das ist das Bequeme daran.
Camping am Lake Erie Übernachtet wird meistens in Zelten, gekocht wird wie bei den Pfadfindern - Küchendienst mit eingeschlossen. Das ist - für manche - das Unbequeme. Und so sieht das dann aus...

Eingeschränkter Komfort, alle Aspekte von Gruppendynamik, aber vernünftige Preise, Kontakt zu Menschen aus aller Welt und man verpasst die "Insidertipps" nicht.

So, nun aber zum eigentlichen Trail.

Der Northern Trail beginnt in New York und endet 21 Tage später in Los Angeles. Auf dem Weg nach Chicago wird ein Stop an den Niagara Fällen gemacht, aber Chicago selbst ist das erste Highlight. Erinnerungen an Al Bundy? Ein Abend in einem Blues-Club, ein Blick vom John Hancock Center auf Chicago bei Nacht, das Chicago Arts Institute und und und machen diesen Tag zu einem Erlebnis. Chicago war die Großstadt auf dem Trek, in der ich mich am sichersten Gefühlt habe - in Anbetracht der verruchten Vergangenheit erstaunlich. Ich rede natürlich von Downtown.

Auf dem Plan stehen, na klar, auch die wichtigsten Nationalparks. Den Anfang machen die Badlands. Karg, steining, trocken. Aber eine bemerkenswerte Atmosphäre.
Wind, Wasser und Sonne formten hier bizarre Gesteinsformationen aus dem Fels, der mit der "Badlands Wall" jäh in die Tiefe stürzt. Gönnt euch unbedingt die 6 Meilen auf dem Castle-Trail - bevorzugt in der "blauen Stunde". Die tiefstehende Sonne zeichnet dann sagenhafte Bilder aus Feuer, Licht und Dunkelheit in die Felsen - traumhaft. Das Visitor-Centre zeigt zu Geologie, Flora, Fauna und Geschichte übrigens einen sehenswerten Film. Verlaufen kann man sich auf dem Castle-Trail übrigens kaum. Bei Dunkelheit dürfte allerdings das Verletzungsrisiko erheblich steigen, also rechtzeitig loslaufen. 2 1/2 Stunden braucht man dafür schon.
Hiking in den Badlands Sonnenuntergang
An dieser Stelle soll die Route kurz zurückstehen, denn ein wichtiger Teil dieser Reise ist der Kontakt zu den Menschen, mit denen man für drei Wochen zusammen lebt. Junge Leute aus Australien, Neuseeland, Japan, Südafrika, England, Irland, Deutschland und Italien gingen offen aufeinander zu und hatten eine tolle Zeit. Natürlich gibt es auch Reibereien. Dieses bunte Potpourrie von Menschen macht einfach jeden Moment interessant. In Kürze nun zu den nächsten Highlights:

    - Mt. Rushmore und Crazy Horse Monument
    - Grand Tetons
    - Yellowstone NP
    - Lake Tahoe
    - Yosemite NP
    - San Fancisco
    - Big Sur
    - L.A.

Am Mt. Rushmore schießt man schnell die obligatorischen Fotos und lässt sich dann etwas zur Geschichte und Entstehung dieses Monuments erklären, was die Park Ranger sehr informativ und unterhaltsam tun. Crazy Horse ist das gleiche auf indianisch. Der Zeltplatz am Devils Tower ist durchaus romantisch gelegen, aber auch hoch und Ende September entsprechend kalt - nachts hatten wir Temperaturen wohl unter dem Gefrierpunkt.
Mt. Rushmore
Auf gar keinen Fall sollte man eine Wanderung am Fusse der Grand Tetons verpassen. Diese Hochalpine Berglandschaft mit seinen spitzen Zinnen und klaren Wasserfällen setzt einen schönen Kontrast zu bisher allgegenwärtigen Maisfeldern.

Im Yellowstone National Park gibt es einen Geheimtip - kaum beschildert und nicht an einer Strasse gelegen. Der Boiling River. Hier fliesst eine heiße Quelle in einen kühlen Fluss. Am Zusammenfluss entsteht quasi ein natürlicher heisser Whirlpool - wir haben Stunden im Wasser verbracht.Hot Springs
Darüber hinaus gibt es natürlich tausend Hot Spots - buchstäblich. Und alle laden zu spektakulären Fotos ein - dampfende Wasserflächen, farbenfrohe Tümpel, Mineralienablagerungen und, natürlich, Old Faithful. Der zuverlässigste Geysir der Welt. Es gibt einen guten Aussichtspunkt am nahegelegenen Berg, der sehr schön ist. Von dort wirkt der Geysir aber enttäuschend klein, der kurze Spaziergang ist es aber schon wert. Meiner Meinung nach.

Weiter geht`s: Sonnenuntergang am Lake Tahoe ist ein Muss, Baden eine Frage der Temperatur. Wir haben es gewagt - nun ja, kalt halt. Aber auf dieser Tour waren alle etwas verrückt.

So, nun zum Sahnestück des Trips - Yosemite. Wer anständige Schuhe dabei hat und leidensfähig ist, der möge sich auf den Half Dome wagen. 30 Meilen und 1500 Höhenmeter sorgen allerdings für brennende Füße. Die Landschaft und die Aussicht entschädigen aber allemal dafür.
Hiking Half Dome
Oder etwa nicht?
Half Dome
Auch dieses Foto kann man nur schießen, wenn man diesen langen Tag auf sich nimmt.

Wenn ihr hier angekommen seid, habt ihr leider die absoluten Highlights hinter euch. Hinter euch liegen dann rund 5000 Meilen Strasse, die vielleicht atemberaubendsten Landschaften der USA, Eindrücke zweier Metropolen und einige durchzechte Nächte. Vor euch liegen weitere Besäufnisse, San Francisco (abends warm anziehen)San Fran, ein Stück Route No 1 an der Californischen Küste entlang und ein wirklich spaßiger letzter Tag in den Universal Studios.

Fazit:
Wir werden sicherlich eine weitere Tour dieser Art machen, Kanada oder Alaska vielleicht. So viele Nationalitäten zusammen langweilen sich nie. Sicher, es gibt, wie in allen Gruppen, die 3 Wochen permanent zusammen sind, auch mal Reibereien, die sich aber mit etwas gutem Willen lösen lassen.
Es ist natürlich kein Cluburlaub. Wer kompromisslos auf sein eigenes Wohl schaut, wird sich schnell einer wütenden Gruppe gegenüber sehen - Rücksicht ist Pflicht. 3 Wochen lang sind wildfremde Menschen eure Familie, eine Van euer Heim und man ernährt sich zu einem erschreckenden Anteil von amerikanischem Weißbrot. Man schläft in Zelten sicher schlechter als zu Hause und bisweilen war es scheiß kalt. Das sind die Schattenseiten.

Auf der Habenseite: Ihr lernt interessante Menschen aus aller Welt kennen, sitzt mit Ur-Amerikanern am Lagerfeuer und lernt, das es "den Amerikaner" natürlich nicht gibt. Ihr trefft Deutsche, die am Ende der Welt ihr ganz eigenes Leben haben und natürlich seht ihr die großen und kleinen Schönheiten dieses Landes, von denen ihr auf eigene Faust viele verpassen würdet.
Und die ganze Organisation übernimmt ein erfahrener Organisator mit jungen, manchmal chaotischen und auch etwas hilflosen Tour-Guides. Nach 3 Wochen garantiere ich euch Abschiedstränen in L.A.. Ihr werdet gelacht haben, geflucht haben, gestaunt haben und sicher ein Land lieben gelernt haben, das bei uns derzeit eher schlecht weg kommt.

Heike & Alex, Northern Trail 2004

Mehr Infos zum Northern Trail



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